Review: Musik an sich

by Wolfgang Kabsch
Published 22 July 2014

Splice entstammen einem Londoner Kollektiv aus Jazzmusikern mit Hang zur Improvisation. Die Vier-Mann-Band hat 2010 ein auf Doom Metal basierendes Album (welches natürlich kaum mehr nach Doom Metal klang, sondern etwas eigenes, nennen wir es mal Doom Jazz, war) vorgelegt und danach reichlich Konzerte gegeben, bei denen in erster Linie improvisiert wurde. Das Resultat aus diesen Konzerten liegt nun in Studioform mit dem Doppelalbum Silent Spoke vor.

Der Einstieg weist mit seiner dunklen Elektronik und den ebenso eher finsteren Sounds der Blasinstrumente durchaus wieder auf Doom hin, doch hört man schon hier die Lust am Improvisieren deutlich heraus. Die durchaus dunklen und bedrohlichen Klänge, insbesondere auf dem Titelstück, zeichnen sich durch atmosphärische Passagen ebenso wie durch kakophonische Momente aus. Zusammengehalten wird das oftmals brüchig wirkende Soundgewand durch immer wieder auftauchende rhythmische Elemente, die atmosphärische Elektronik, aber auch durch die aufbrausenden Blasinstrumente, die sich oftmals aus dissonanten Klängen zu wahren Klanggewittern aufbauen. Ihren Jazz/Free-Jazz-Hintergrund offenbaren sie in voller Pracht im nur 2:34 Minuten langen “Mobile Piece“. Hier werden dem Hörer virituos die Perkussionen um die Ohren gehauen und die Herren an den Blasinstrumenten zeigen Ihr ganzes Können auf. Insgesamt überwiegen jedoch deutlich die dunkleren und melancholischen Tracks und die besonders hierfür geeigneten Instrumente Klarinette und Trompete erzeugen wie in “Colour Easte“ oft Gänsehautmomente. Natürlich trägt das zerfaserte Perkussionsspiel und der dazu aufspielende stoische Bass hierzu auch bei.

Die zweite Scheibe legt mit dem atmosphärischen, zunächst nur aus Elektronik und sehr hohen Klarinetten-Klängen los. Das ist betörend, schmerzt aber fast schon ein wenig in den Ohren. Ansonsten muss sich der Hörer auch auf der zweiten CD durch die oft ungewöhnlichen Sounds zum Höhepunkt, dem 17-minütigen Stück “La Plui“, durcharbeiten. Dieses belohnt dann mit einer sehr entspannten Suite, basierend auf Elektronics, die nun wieder doomartige Sounds vorlegen, über denen sich die Musiker ein wenig melodischer an ihren Instrumenten austoben und so einen sehr dunklen, aber doch irgendwie auch entspannenden Soundtrack schaffen.

Mit #2 Silent Spoke legen Splice ihr Opus Magnum ab. Ein Monolith aus Elektronik, Free Jazz und Improvisation, schwer an einem Stück zu hören. Eigentlich aber erschließt sich die Welt des Albums nur auf diesem Weg.

Kein Album für Einsteiger in die etwas andere Seite der Musik, für Kenner und Liebhaber dieser Sounds aber ein Must-Have-Album.