Review: Freistil

Published September 2014

Dieser englisch-französisch-kanadi- sche Vierer hat sich in den letzten Jah- ren einen Namen mit schwerstens elektronisch bearbeiteter instrumentaler
Musik gemacht. Mit dieser an der Uni- versity of Huddersfield aufgenomme- nen Doppel-CD legen sie ihre zweite Produktion vor. Die beiden CDs unter- scheiden sich deutlich voneinander. Die elektronische Bearbeitung der instru- mentalen Klänge ist auf CD 1, auch im Vergleich zum Vorgänger-Album, stark zurückgenommen. Geboten wird, in überwiegend freiem Metrum, Improvi- siertes, aber offenkundig auch mit no- tiertem Ausgangsmaterial. Die beiden Bläser geben sich überwiegend spar- sam, verwenden dabei einfaches Mate- rial, das, oft mit repetitivem Gestus, einmal mehr, meistens weniger, variiert wird – das hat ab und zu sogar etwas von Minimal, durchaus im historischen Sinn gemeint. Dass es auch etwas be- wegter geht, zeigt das 4. Stück, offen- kundig eine kleine Verneigung vor dem großen Ornette. Unterlegt ist das stets von einer recht monoton dröhnenden, verzerrten Bass-Gitarre und äußerst agi- ler Schlagwerkerei – Bravo, Dave Smith! Diese Kontraste sind zuzüglich der sanf- ten elektronischen Bearbeitung durch- aus reizvoll, für meinen Geschmack würde ein bisschen mehr Action bei den Bläsern aber nicht schaden. Von sanfter Bearbeitung kann auf CD 2 nicht mehr die Rede sein. Man hat den Eindruck: Und so klingt das Ganze, wenn wir es durch unsere Gerätschaft schicken. Und siehe da, da tut sich doch einiges mehr auf! Das entwickelt einen Sog, der am besten zur Wirkung kommt, wenn man das Ganze recht laut hört. Interessante Klangflächen und Schattierungen wissen zu schillern, schöne Aussichten tun sich auf. Die Stärke dieser Formation liegt für mich, zumindest vorerst, vor allem in dieser Herangehensweise. Insgesamt eine durchaus interessante Sache, und vor allem eines: Originalität muss zugestan- den werden. Sollte man auf der Rechnung haben.